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Glücksspiel-Streams: Deshalb verschwinden immer mehr von Twitch


09. August 2023



Quelle:Unsplash

Jahrelang erlebten Glücksspiel-Streams auf Twitch einen wahrhaftigen Boom. Man denke nur daran, welche Furore Größen der Szene wie Knossi und MontanaBlack einst gemacht haben, die dem ganzen Geschäftsmodell erst richtig Aufwind brachten. Sie zogen Tausende von begeisterten Fans an, die ihnen beim Glücksspiel-Zocken über die Schulter schauten, mitfieberten und erhofften, sich die Tricks und Kniffe der Profis abzuschauen.

Es klingelte für die Streamer kräftig in der Kasse. Das nicht nur durch das stundenlange exzessive Spielen mit Echtgeld, bei dem beachtliche Summen bewegt wurden, sondern auch durch die Abonnements ihrer Follower, die dieses Spektakel mit hohem Unterhaltungswert nicht verpassen wollten. Vor allem farbenfrohe Slots wie beispielsweise Book of Ra standen gerne und häufig im Mittelpunkt, deren rasante Spielrunden für Action sorgten.

Doch im letzten dreiviertel Jahr ist es in dieser Hinsicht deutlich ruhiger auf Twitch geworden. Wir wollen hier aufklären, welchen Hintergrund das hat.

Neue Vorgaben von Twitch seit Herbst 2022

Kritik daran, dass beliebte Streamer vor allem jungen Menschen mit ihren Glücksspiel-Streams ein völlig falsches Bild der Realität vermitteln, gab es bereits lange. Man sah den Jugend- und Spielerschutz extrem gefährdet, da in den Live-Videos schnell der Eindruck entsteht, in einer Online Spielothek könne man ganz problemlos das große Geld machen.

Dem ist natürlich nicht so, weil jede Menge Verluste einzustecken sind, die dabei kaum zur Sprache kommen. Außerdem zeigen die Auszahlungsquoten, die je nach ausgewähltem Spiel meist zwischen 94 und 97 Prozent liegen, dass letzten Endes nur einer gewinnt – nämlich das Casino selbst. Vor allem die verbreiteten digitalen Automatenspiele wurden zunehmend als Bedrohung angesehen.

Und nicht nur das, denn hinzukommt auch noch die Frage bezüglich Legalität oder Illegalität der gezeigten Zockerei. Denn obgleich seit Inkrafttreten des neuen Glücksspielstaatsvertrags im Juli 2021 formell die Möglichkeit besteht, als Betreiber eine offizielle deutsche Lizenz zu erhalten, unterwerfen sich in Realität nur die wenigsten Online Spielotheken den damit verbundenen strengen Vorgaben.

In der Folge gibt es weiterhin zahlreiche Anbieter, die illegal im deutschen Raum agieren. Da sich mit der Gesetzesänderung auch jeder Kunde selbst strafbar macht, der einen solchen Dienst in Anspruch nimmt, hat sich die Plattform Twitch im vergangenen Herbst schließlich zum Handeln entschieden:

Im Oktober 2022 wurden neue Regularien erlassen, die das Zeigen von Slots, aber auch von Würfelspielen und Roulette untersagen. Auch ganz seriöse Anbieterseiten wie beispielsweise stake.com sind damit auf die verbotene Liste gerückt – sehr zum Leidwesen vieler erfolgreicher Streamer, die vor allem dort ihrer Leidenschaft nachgegangen waren.

Sehr unterschiedliche Reaktionen innerhalb der Community

Verständlicherweise löste diese Entscheidung von Twitch laute Aufschreie bei den Betroffenen aus und wurde im einschlägigen Forum hitzig diskutiert. Zuletzt sehr gefeierte Streamer wie Scurrows, Orangemorange oder gTasty gaben sich in Interviews währenddessen wenig beeindruckt von den neuen Vorschriften und von manchen Streamern wurden sie sogar freiweg ignoriert.

Andere wiederum erkannten sofort die Schlupflöcher innerhalb der neuen Einschränkungen, die das Bespielen von Fantasy-Sportspielen und Poker weiterhin ermöglichen. Auch Sportwetten sind von den neuen Regeln ausgeschlossen, und so wurden vielfach einfach die Anbieterseiten gewechselt, um weiterhin den eigenen Stream betreiben zu können.

Spürbar ist aber dennoch, dass sich eine große Gruppe von Streamern von Twitch verabschiedet hat. Das hat vor allem finanzielle Gründe. Denn mit den neuen Regeln ist auch verknüpft, als Streamer keine Affiliate-Links oder dergleichen mehr mit dem Publikum teilen oder die untersagten Anbieterseiten im Chat thematisieren zu dürfen.

Außerdem unterhielten manche Streamer Kooperationen mit Casino-Anbietern, für die sie in ihren Streams Werbung machten. All diese Einnahmequellen fallen also weg, zumindest auf Twitch. Es ist wenig verwunderlich, dass stattdessen auf andere Streaming-Plattformen wie unter anderem Kick ausgewichen wird, die ihren Nutzern mehr Freiheiten lassen.