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30. Oktober 2023


X4 Foundations unter Linux spielen


Dieser Artikel ist eher ein Erfahrungsbericht und soll Anfängern und Wechslern zu Linux helfen, sich in dieser ganz anderen Welt zurecht zu finden. Eigentlich bin ich seit 1996 Windows Benutzer und habe bisher Linux und MAC immer respektiert, aber gemieden. Es ich schon schwer genug sich mit einem Betriebssystem zurechtzufinden. Doch nach den jüngsten Neuigkeiten über Microsoft und deren neuen Nutzungsvetrag über Cloud basierte Dienste (herausgegeben im September 2023) habe ich begonnen, mich in der Linux Welt etwas umzusehen. Wenn man bedenkt, dass bereits jetzt MS die Kunden zu online Konten drängt, und in Kürze einen AI Copiloten für Windows angekündigt hat, stellt sich relativ klar heraus in welche Richting der Zug mit MS fährt. Und ich muss zugeben dass ich von Linux tatsächlich fasziniert bin.

Eines vorneweg: Wer sich mit Linux das erste Mal befassen möchte, der sei vorgewarnt. Linux ist klasse, kann wirklich mehr oder weniger fast alles was auch Windows kann. Doch mit Linux ist noch wesentlich mehr Handarbeit nötig, als mit Windows. Man muss sogar bei manchen Programm bzw. Spieleinstallationen Eingaben im Terminal machen, aber dazu später mehr. Dennoch bin ich von der Offenheit und Flexibilität von Linux begeistert. Es ist halt ein Betriebssystem von Usern für User - ganz anders als das kommerziele Produkt Windows.

Welches Linux - Die Frage der Fragen

Ich habe mich für Linux als zweites System neben Windows entschieden, da ich damit zwar so viel Zeit wie möglich verbringen möchte, aber mir die zweite Option mit Windows für alle Fälle offen halten möchte. Ich habe insgesemt drei beliebte Distributionen ausprobiert. Bei Nobara handelt es sich um eine Fedora Distribution, die auf Gaming ausgelegt ist. Der Vorteil hier ist dass Nobara mit vorinstallierten Launchern, wie dem Heroic Game Launcher oder Lutris ausgeliefert wird und man über eine grafische Oberfläche recht einfach proprietäre Treiber (AMD & Nvidia) installieren kann. Optisch und auch von der Handhabung find ich diese Distribution super, ein großes Problem jedoch, welches sich bei mir als Plotstopper erwiesen hat war, dass ich beim Bildschirm die Desktop Skalierung auf 200% stellen musste, weil ich einen 4K Monitor benutze. Das hatte leider zur Folge dass sämtliche Spiele ebenfalls hochskaliert wurden, und ich im Spiel niemals die native Auflösung auswählen konnte, sondern exakt die Hälfte davon. Steam wollte auf Nobara überhaupt nicht erst starten. Ich habe leider keine Lösung für dieses Skalierungsproblem gefunden, also probierte ich als Nächstes Ubuntu aus. Und was soll ich sagen? Ubuntu ist Klasse, es funktioniert alles out of the Box. Ich kann Ubuntu wirklich wärmstens empfehlen. Aber es findet halt sich immer ein soganenntes Haar in der Suppe. In meinem Fall war es Teamviewer. Ich benutze noch Version 12 um meine Computer zu verwalten, und aus irgend einem Grund funktioniert Teamviewer 12 nicht unter Ubuntu. Jede andere Version scheint problemlos zu funktionieren, da meine Lizenz aber nur für Version 12 gültig ist, kam ich auch hier leider nicht weiter. Tja, das Elend der kommerzielen Produkte eben. Support für Windows - check, support für Linux - mal schauen...
Die dritte Distribution die ich dann ausprobiert habe war Linux Mint. Leider konnte oder wollte Linux Mint einfach nicht von dem Stick booten, den ich mit Rufus erstellt habe. Also musste ich eine DVD brennen, und mit einem externen USB Laufwerk erst einmal die Live DVD booten. Von da auch konnte ich es dann auch installieren. Uff...geschafft. Doch auch hier ist nicht alles Gold was glänzt...

Spielen unter Linux

Es hat mich wirklich erstaunt, dass es beim Linux System mittlerweile eigene Launcher gibt, die es einem mit Hilfe von Wine, Proton, etc. wirklich recht einfach machen, Windows Spiele zu starten und zu spielen. Und mit dem Heroic Launcher konnte ich auch relativ einfach Baldurs Gate 3 installieren und es lief zu meiner Überraschung auch. Ich hatte vergessen zu erwähnen dass ich mit Lutris BG3 bei allen Distris zum Laufen gekriegt habe, aber aus mir unerklärlichen Gründen hatte ich unter Mint dort ständig Lags. Doch ich wollte nicht zurück zu Ubuntu, also dachte ich probiere ich es mit dem Heroic Launcher, und da läuft es geschmeidig - weiß der Geier wieso... Auf Youtube fand ich übrigens dieses sehr hilfreiche englische Video, wo genau erklärt wird, wie man die Linux Launcher nutzen kann. Steam hat nämlich als einziges eine native Linux App, bei allen anderen (GOG, Epic, Blizzard, EA, Ubisoft, Amazon) ist es komplizierter. Da muss man halt eben Launcher wie Lutris oder den Heroic Launcher nutzen. Diablo 3 und Diablo 4 laufen inkl. dem Blizzard Launcher über Lutris. Es ist also wirklich überraschend, wie viele Windows Programme unter Linux lauffähig sind. Eine sehr hilfreiche Anlufstelle, um die Kompatibilität von Windows Spielen unter Linux zu checken, ist die Seite protondb. Die bescheinigt uns auch, dass X4: Foundations eine native Linux Version hat und zu 100% kompatibel ist. Doch der Weg in Linux ist meistens steinig. Das merkte ich sehr bald..

X4 Foundations unter Linux

Wie bereits vorhin erwähnt gibt es ja diese genialen Launcher Lutris und Heroic Launcher, die sehr kompfortabel sind und in meinem Fall Windows Spiele wie Baldurs Gate 3 problemlos zum Laufen bringen. Dabei wird das Windows Betriebssystem nicht emuliert, sondern es wird eine Arbeitsumghebung nebst Dateisystem beginnend mit C simuliert. Und so muss man nur im Normalfall die Wine/Proton Version auswählen, und schon läuft es. Als ich dann X4 installiert habe, war ich überrascht . Bei keiner Distribution lief X4 aus dem Launcher heraus. Während Ubuntu eine Fehlermeldung bezüglich fehlender Treiberkomponenten herausgab, quitierte unter Linux Mint der Heroic Launcher den Spielstart mit dieser Meldung (Augenkrebs lässt grüßen ):



Was für eine Ironie. Während man Windows Spiele mit Leichtigkeit installieren und starten kann, versagen ausgerechnet native Linux spiele den Dienst. Doch dann kam mir die Idee, es mal ausserhalb des Launchers zu versuchen. Denn die Installation der Spiele ist - vorausgesetzt man weiß wie es geht - wirklich sehr einfach. Nachdem ich von GOG.com eine Datei mit der Dateiendung .sh heruntergeladen habe (es ist halt hier keine .exe Datei) musste ich nur herausfinden, wie ich diese Datei benutze. Auch das hatte ich nach einer kurzen Recherche herausgefunden.

Man öffne das Explorerfenster und darauf den Download Ordner, wo sich die heruntergeladene Datei befindet. Mit einem Rechtsklick auf eine freie Fläche klicken wir im Kontextmenü auf Im Terminal öffnen und geben dann in diesem Fenster folgenden Befehl ein:
sh x4_foundations_german_6_20_67025.sh
Dabei ist der Dateiname natürlich mit demjenigen zu ersetzen, den Ihr tatsächlich heruntergeldan habt. Und siehe da, ein uns bekanntes Installtionsfenster wird geöffnet, wo wir - wie bereits aus Windows gewohnt - den Pfad für die Installation anpassen können und die Installation starten können. Auch hier können wir ein Desktopsymbol erstellen, von wo aus wir das Spiel starten können. Genauso wie früher, ganz ohne Launcher.



Fazit

Letzendlich läuft X4 nun, und ich bin wieder um einiges schlauer. Obwohl die Linux Version etwas langsamer läuft und nicht ganz so performant ist wie unter Windows, so übt Linux eine gewisse Faszination auf mich aus, und jedes Problem dass ich meistere macht mich stolzer und bringt mich weiter. Wer den Wechsel zu Linux erwägt, der muss wirklich wissen was auf ihn zukommt - einfacher ist es gewiss nicht. Aber trotzdem kann ich jedem versierten Windows Nutzer einen Ausflug nur empfehlen.

Übrigens befinden sich die Savegames unter Linux ganz woanders, als wir es von Windows gewohnt sind. Im persönlichen Ordner müsst Ihr mit einem Rechtsklick zuerst die Option "Zeige versteckte Dateien" aktivieren und findet sie dann anschließend unter .config/Egosoft/X4/save

Guten Profit