Ein mieser Morgen

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Ahab
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Ein mieser Morgen

Beitrag von Ahab »

EIN MIESER MORGEN


Nach einem kurzen aber komatösen Schlaf erwache ich an einem Montagmorgen.

„Du weißt nicht wann du aufhören sollst!“ geht es mir durch den Kopf. Das Wochenende hatte sich schneller verbraucht als erhofft und angenommen, zudem befand sich wohl zu wenig Martini in den Cocktails, die ich getrunken hatte. Erwähnenswert wäre hierbei noch, dass die Cocktails eigentlich nur aus Wodka und Martini bestanden, mit je einer Olive – der Vitamine wegen.

Es regnet unaufhörlich. Die Regentropfen, die eigentlich viel zu groß waren, plätschern nicht, sondern klatschen gleichgültig ans Schlafzimmerfenster und kündigen die Langeweile an. Ich muss zur Arbeit.

Ich muss.

„Warum eigentlich?“ frage ich mein geschundenes Selbst im Spiegel. Er antwortet nicht. Warum auch. Ihm ist es noch gleichgültiger als mir. Auch sonst macht mein Spiegelbild nicht den Eindruck eines Mannes, der nur so vor Vitalität und Tatendrang strotzt.

Im Schnellprogramm spule ich die jahrelang antrainierten Fähigkeiten ab: Rasieren, Zähneputzen, Duschen, Frühstücken, Anziehen. Oder war es andersherum? Spielt auch keine Rolle, einmal antrainiert, werden diese Skills schon so unbewusst gesteuert, dass die Reihenfolge fast beliebig ausgetauscht werden kann, ohne dass der Proband verwirrt wird. Trotz des erwähnten Schnellprogramms kommen mir meine Bewegungen träge vor. Alles geschieht irgendwie in Zeitlupe.

Irgendwie schaffe ich es, trotz des Unwillens in mir, mich innerhalb sechzehn Komma fünf Minuten nach dem Aufstehen fertigzumachen und kurz nach viertel nach vier loszufahren – ich habe Frühschicht, die um fünf Uhr anfängt – und während ich zur Fähre hetze, geht mir der Inhalt des Zettels durch den Kopf, den ich nach einer Zigarettenpause auf meinem Arbeitsplatz vorfand. Er verriet mir, dass die Fünf-Minuten-Pause eine Fünf-Minuten-Pause ist, weil sie nicht sechs Minuten dauert. Ich frage mich nicht zum ersten mal, warum die sich Terracorp nennen, ohne auch nur einen Funken Menschlichkeit zu besitzen.

Ich freue mich auf meinen Job.

In der Fähre komme ich mir wie eine Sardine in der Büchse vor. Zumindest riecht es wie in einer, dank des boronischen Piloten. Und die Passagiere sind auch wie in einer Sardinenbüchse zusammengequetscht. Unterwegs höre ich unfreiwillig den Unterhaltungen meiner Leidensgenossen zu. Zwei Split unterhalten sich, und der eine erzählt dem anderen, wie er liebend gerne die Haustiere der Touristen auf der Station - statt sie kurz und schmerzlos zu vaporisieren, in einen Sack steckt und in der Badewanne ersäuft. Schauer geht mir über den Rücken und ich denke, dass man mit ihm genau das gleiche tun sollte, aber mit einer gewissen Verzögerungstaktik, damit er den „Spaß“ auch wirklich genießen kann. Man taucht ihn ins Wasser, bis er denkt „Ok, das war’s dann wohl“ um ihn genau just in dem Augenblick wieder hochzuziehen, an dem er schon das Zeitliche zu segnen versucht. Und das ganze dann so lange, bis er sich schon daran gewöhnt und denkt, dass sich das Spielchen noch Jahre ziehen und er danach fröhlich herausspazieren könne. Genau dann, wenn er das Überleben für sehr wahrscheinlich hält und fest damit rechnet, zum x-ten mal wieder hochgezogen zu werden, bleibt eben genau diese Aktion zu seiner Überraschung aus.

Meine Gedanken schweifen ab und werden gerade noch rechtzeitig unterbrochen durch die Durchsage meines Ziels.

Am Zielort angekommen, steige ich aus der Fähre, gehe ein paar Meter bis zu den Treppen, die hinunter in die Haupthalle führen und sehe eigentlich nur eines: riesige, anonyme Arbeitertruppen, die sich aus der Fähre über die Treppen durch die lang gezogenen Gänge der Haupthalle schlängeln. Alle sehen jeden und niemand sieht irgendwen. Die Masse ist so gewaltig, dass ein Jemand, der in die Gegenrichtung möchte, regelrecht weggeschwemmt wird.

Ich schaue mir dieses lemmingartige Schauspiel eine Weile an und nach ganzen vier Minuten und dreiundfünfzig Sekunden ist es auch schon wieder vorbei – bis die nächste Fähre mit den Arbeitern und Angestellten ankommt.
Dies ist dann auch der Moment, an dem ich mich umdrehe und, anstatt zur Arbeit, wieder zurück nach Hause fliegen möchte.

"Hey Pilot!" schallt es in dem Augenblick, als ich mich in Bewegung setzen will. "Name und Dienstnummer?" möchte der Argone mit dem Lasergewehr an der Schulter wissen.

"Ahab, Dienstnummer 24587G/7" höre ich mich sagen.

"Sie sind eingeteilt für einen Testflug! Wo wollen Sie hin? haben Sie das schon vergessen?"

Am liebsten würde ich Ihm jetzt eine Empfehlung zum Besten geben, Sturmgewehr und seinen Darmausgang betreffend.

"Nein Sir", sage ich. Und füge völlig unglaubwürdig zu "Ich hatte nur was in der Fähre vergessen..:"

"Das können Sie nachher abholen, Ihr Testflug beginnt in 30 Minuten. Ab in die Manschafftskabinen und fertigmachen! Und keine Sorge, mit dem neuen Sprungantrieb sind Sie in nullkommanichts zurück. Los, Soldat!"
Der Argone kann sich das Grinsen nicht verkneifen. Wie gern ich ihm dieses Grinsen aus seinem dämlichen Gesicht treten würde sage ich ihm nicht.

Dreißig Minuten später sitze ich in voller Montur in einem M3, bewegungslos mitten im Sektor. Ein nostalgischer Elite Jäger. Mit einem experimentellem Sprungantrieb. Effizienter, leiser, sparsamer, bla bla bla.

Ich schweife wieder ab, denke an meine erste Zeit bei Terracorp vor. Es war schön. Ich war jung. Ich war hungrig nach Erfolg. Und ich wollte die Erde wieder finden. Schließlich hatte ich es geschafft, war der Held der Föderation, Ritter des Königreichs, Starker Arm des Rhonkar, Ehrenwache des Xaar und Beschützer aller Goner, und und und....

Danach hatte ich alles verloren. Und obwohl ich soviel geopfert hatte um die Erde zu finden, durfte ich nicht nach Hause zurückkehren. Ich musste bleiben und zwangsarbeiten. Und das nur, weil ich einen M5 an einer Mine geschrottet hatte.
Ok, fairerweise muss ich sagen, dass ich dabei nicht auf dem Pilotensitz saß, sondern gerade der Tochter des Terracorp Eigners meinen ganz besonderen Andockvorgang zeigen wollte. Überraschenderweise wurde das nicht zu meiner Entlastung verwendet.

"T-9, T-8, T-7..." unsanft werde ich aus meinen Träumen gerissen. Der Countdown hatte angefangen.

Ich schnalle mich an, nehme noch einen schnellen Schluck argonischen Whiskey aus dem Flachmann in meiner Brusttasche und hoffe wieder zurück zu sein, bevor ich die alles austrinken konnte.

"..., T-2, T-1, GO!" brüllt der Lautsprecher und alles wird weisser als weiß.

..............................................................

Ich wache in einem sehr dunklen Raum auf. Ich fühle mich, als hätte ich mich nur kurz hingelegt. Die Müdigkeit, die sich langsam aber sicher eingeschlichen hatte, spüre ich noch immer in den Knochen.

Ich liege nur da und habe alle viere von mir gestreckt, so als wollte ich, wie damals als Kind, einen Engel in den Schnee zaubern. Nur diesmal bewege ich mich nicht. Stattdessen sehe ich mich im Raum um, auch wenn ich nicht viel erkennen kann. Ein süßlicher Duft steigt mir in die Nase.

Draußen scheint der Mond, ich sehe ihn zwar nicht, aber dieses fahle Licht kann unmöglich von einer Straßenlaterne kommen. Dadurch ergibt sich ein diffuses, sanftes Licht, welches sich widerwillig im Raum verteilt. Sehr wage – man könnte schon sagen subtil, nehme ich die Dinge wahr. Meine Augen wandern zur linken Seite, wobei ich meinen Pupillen genügend Zeit gönne, sich den spärlichen Lichtverhältnissen anzupassen. Vor mir sehe ich eine etwa dreißig Mal dreißig Zentimeter große Tafel schweben. Auf der Tafel verläuft eine schimmernde waagerechte Linie und ich brauche einige Sekunden, bis ich auch die anderen Linien und Schriften an den Seiten wahrnehme.

Ich versuche mich zu konzentrieren. Das Atmen fällt mir schwer. Auch kann ich mich nicht richtig bewegen. Zumindest fühlen sich meine Bewegungen an, als würde ich mich gar nicht bewegen. Kein Widerstand. Kein Widerstand!!!

Ich sehe mir die Tafel nochmal an. Genauer! Los, sieh genauer hin!!!

Als ich das E gefolgt von einem L sehe, dämmert es mir und ich erinnere mich langsam. Ich sehe mich nochmal um, erkenne mein Visier, sehe mir meine Hand an und sehe Handschuhe. Schaue an mir herunter und erkenne den Raumanzug. Den verbesserten. Ein paar Asteroiden in weiter Ferne.

Der Testflug. Dieser verdammte Testflug!!

"Ein Halleluja auf den Konstrukteur" denke ich mir, während ich weitere Trümmerteile des Elite sehe.

"Wo zum Teufel bin ich gelandet??" höre ich mich denken, greife mir an die Brust und fühle den Flachmann. „Oh ihr Götter“ flüstere ich. Ich freue mich, auch wenn ich nicht den leisesten Plan habe, wie ich einen Schluck nehmen kann, ohne dabei zu sterben.


..............

(To be continued…)
Zuletzt geändert von Ahab am Fr 27 Aug, 2021 6:58 pm, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Ein mieser Morgen

Beitrag von Ragnar Lodbrock »

Schöner Start und das Szenario ist eh faszinierend!
Agimar aka Ragnar
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Re: Ein mieser Morgen

Beitrag von Agimar aka Ragnar »

Geht's weiter?

Mich würde brennend u.a. interessieren, wie man in diesem Szenario die ersten Hürden nimmt.
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Ahab
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Re: Ein mieser Morgen

Beitrag von Ahab »

Agimar aka Ragnar hat geschrieben:
Mo 13 Sep, 2021 2:00 pm
Geht's weiter?

Mich würde brennend u.a. interessieren, wie man in diesem Szenario die ersten Hürden nimmt.
Geht bald weiter ;) bin noch im Raumanzug und sammle fleissig. Scheint aber noch ein weiter Weg zu sein bis ich ein Schiff kaufen kann.
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Re: Ein mieser Morgen

Beitrag von Agimar aka Ragnar »

Ahab hat geschrieben:
Mo 13 Sep, 2021 2:59 pm
Agimar aka Ragnar hat geschrieben:
Mo 13 Sep, 2021 2:00 pm
Geht's weiter?

Mich würde brennend u.a. interessieren, wie man in diesem Szenario die ersten Hürden nimmt.
Geht bald weiter ;) bin noch im Raumanzug und sammle fleissig. Scheint aber noch ein weiter Weg zu sein bis ich ein Schiff kaufen kann.
:shock: Im Raumanzug kann man sammeln? Bitte um Erläuterung. Überhaupt, wie kann man im Raumanzug CR verdienen???
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Re: Ein mieser Morgen

Beitrag von Ahab »

Agimar aka Ragnar hat geschrieben:
Di 14 Sep, 2021 8:08 am
Ahab hat geschrieben:
Mo 13 Sep, 2021 2:59 pm
Agimar aka Ragnar hat geschrieben:
Mo 13 Sep, 2021 2:00 pm
Geht's weiter?

Mich würde brennend u.a. interessieren, wie man in diesem Szenario die ersten Hürden nimmt.
Geht bald weiter ;) bin noch im Raumanzug und sammle fleissig. Scheint aber noch ein weiter Weg zu sein bis ich ein Schiff kaufen kann.
:shock: Im Raumanzug kann man sammeln? Bitte um Erläuterung. Überhaupt, wie kann man im Raumanzug CR verdienen???
Raketen kann man wunderbar sammeln. Ist zwar heikel, man kann jederzeit ne Rakete in den Allerwertesten kriegen oder im Kreuzfeuer umkommen, aber es geht. Oder auch andere Waren. Hauptsache Lagerklasse S und nicht mehr als 5 Einheiten.

Dauert natürlich eine Weile, bis man genügend Moskitos etc gesammelt hat, um a) sich einen M5 leisten zu können, und noch wichtiger b) sich einen M5 leisten zu dürfen. Als Terracorp Pilot ist man nicht unbedingt ein gern gesehener Gast bei den meisten Völkern.

Zudem bin ich auch gerade im wohlverdienten Urlaub ;) da ist X3FL nicht wirklich eine Alternative zum Strand :D
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Re: Ein mieser Morgen

Beitrag von Agimar aka Ragnar »

Ach Du heilige Sch**ße!?!?!?! :D

Da man ja "dort oben" startet... kann man ja eigentlich nur hoffen, unbeschadet in Boronen-Gebiet zu gelangen, sammeln... sammeln... sammeln... und irgendwann mal einen Oktopus kaufen. Dann hat ja man ja auf einen Schlag von 5S auf 10S oder so den Laderaum verdoppelt. :D
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Re: Ein mieser Morgen

Beitrag von Ahab »

Agimar aka Ragnar hat geschrieben:
Do 16 Sep, 2021 2:34 pm
Ach Du heilige Sch**ße!?!?!?! :D

Da man ja "dort oben" startet... kann man ja eigentlich nur hoffen, unbeschadet in Boronen-Gebiet zu gelangen, sammeln... sammeln... sammeln... und irgendwann mal einen Oktopus kaufen. Dann hat ja man ja auf einen Schlag von 5S auf 10S oder so den Laderaum verdoppelt. :D
Sobald man den Okto hat, auch wenns dann nur 10S sind, wirds relativ einfach. Mit dem Lagerraum selbst kann man nicht viel reissen, mit 4x ISE aber schon. Ich hab da schon einen Plan wie ich mit einem Schlag an eine 6-7 stellige Summe komme. Mal sehen ob ichs hinbekomme.
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Re: Ein mieser Morgen

Beitrag von Agimar aka Ragnar »

Bin gespannt! ^^
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